Freitag, 15. Mai 2009

Kindererziehung durch die Maschine: PKDs „Nanny“ als Realität?

“When I look back,“ Mary fields said, “I marvel that we ever could have grown up without a Nanny to take care of us.” (Nanny, S. 383)
Bereits im Eröffnungssatz von Philip K. Dicks 1955 veröffentlichter Kurzgeschichte „Nanny“ wird klar, welch große Bedeutung dieses Kindermädchen für die Eltern, aber auch die Kinder hat. Sätze wie “Mr. Frields knew, when he went to the office, that his kids were safe, perfectly safe.“ (Nanny, ebd.) beschreiben von Anfang an das Vertrauen, welches manche Familien in ihr Kindermädchen legen.

Bald jedoch wird dem Leser vermittelt, dass sich die Geschichte in einer (nahen) Zukunft abspielt. In einer Zukunft, in der die Eltern das Wohlergehen ihrer Kinder einer Maschine anvertrauen.

“Both children loved her. Once, when Nanny had to be sent to the repair shop, they cried and cried without stopping.” (Nanny, ebd.)

In diesem Satz wird einerseits das Bewusstsein der Menschen manifestiert. Sie sind sich bewusst, dass die „Nanny“ ein künstliches Produkt, eine Maschine ist. Andererseits zeigt sich auch, wie abhängig die Menschen (in diesem Fall die Kinder) von ihr sind.

In dieser Kurzgeschichte betont Philip K. Dick immer wieder, dass die Menschen durchaus bescheid wissen, dass es sich hierbei um eine Maschine, um ein von Menschenhand erzeugtes Produkt handelt. Die Nanny muss ab und zu repariert werden. Es gibt auch verschiedene Modelle, je nach familiären Bedarf: “The blue prowler was a larger Nanny, built to manage two young boys.“ (Nanny, S. 387)

Im Laufe der Zeit stellt sich heraus, dass die unterschiedlichen Nannys jeweils so programmiert sind, dass sie sich, ohne des Wissens des Besitzers, gegenseitig zerstören. Hinter diesen Nannys steht ein Konzern, der dadurch immer wieder den Markt mit neuen, „besseren“, Modellen überschwämmen kann und somit für konstanten Profit sorgt.

Philip K. Dicks „Nanny“ ist eine weitere Kritik am Konsumverhalten des modernen Menschen und sein Vertrauen in die Maschine. Ob dies bei dieser Kurzgeschichte jedoch tatsächlich übertriebene Science Fiction ist, kann in Frage gestellt werden. Maschinelle Produkte, in den letzten Jahren vor allem Spielzeugroboter à la „Furby“, werden immer mehr zur Unterhaltung für Kinder. Die Zeit, welche Kinder mit solchen Robotern verbringen „ersetzt“ oft einiges an Zeit, die sie sonst mit den Eltern verbringen würde.

Die Frage ist nun: Wie lange dauert es noch, bis die Maschinen im Kinderzimmer keinen reinen Unterhaltungswert mehr haben, sondern Philip K. Dicks Visionen der „Erziehungsmaschine“ Realität werden?

Laut einem im Dezember verfassten Artikel von Brandon Kaim nicht mehr lange:

Hier kommen renommierte Wissenschafter zu Wort, die behaupten, dass in naher Zukunft die Kindererziehung von Robotern übernommen werden könnte.

Die zentrale ethische Frage, die sich nun stellt ist: Wenn Roboter die Kindererziehung übernehmen könnten, würden die Eltern dieses Angebot tatsächlich annehmen?

Die Zukunft wird es zeigen…

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