Mittwoch, 3. Juni 2009

… it could actually happen someday!!!

Ein Interview mit Philip K. Dick aus dem Jahre 1974 zeigt seinen Standpunkt bzw. sein Verhältnis zum Wahrheitsgehalt seiner Geschichten und Erzählungen auf sehr interessante Weise:

VERTEX: Did you actually believe that stories of that type were entirely possible?
DICK: Science fiction involves a suspension of disbelief which is different than that involved with fantasy. In fantasy, you never go back to believing that there are trolls, unicorns, witches, and so on. But in science fiction, you read it, and it's not true now, but there are things which are not true now which are going to be someday. Everybody knows that! And this creates a very strange feeling in a certain kind of person -- a feeling that he is reading about reality, but he is disjointed from it only in temporal terms. It's like all science fiction occurs in alternate future universes, so it could actually happen someday. [1]

Diese Sichtweise ist einerseits klar verständlich und einleuchtend, andererseits sehr erschreckend und beunruhigend. Natürlich ist Science Fiction nicht wahr und auf jeden Fall ist, um das Genre zu verstehen, ein gewisses Vorstellungsvermögen und somit Fantasie notwendig. Gleichzeitig aber ist der Gedanke allgegenwärtig, dass die Geschichten, welche man durch Bücher und Filme als Entertainment und spannender Zeitvertreib versteht, irgendwann unumgängliche Realität werden.Philip K. Dick war es möglich gewisse politische und soziale Situationen „seiner Zukunft“, sprich der heutigen Gegenwart, bereits in den 1950er und 1960er Jahren in seinen Geschichten zu verarbeiten.So sind die Kampfmaschinen in Second Variety heutzutage noch nicht Realität, aber wer hätte es vor ca. 150 Jahren für möglich gehalten, dass der Mensch Atombomben oder Wasserstoffbomben als Kriegswaffen einsetzten würde bzw. könnte. Warum sollte in einigen Jahren nicht ein Heer aus maschinellen Soldaten die Verteidigungseinrichtung eines jeden Landes darstellen?Auch die Möglichkeiten im Bezug auf die technischen Fähigkeiten, welche der Mensch im Laufe der weiteren Jahre erreicht hat, zeichneten sich bereits in Philip K. Dicks Geschichten ab. Als im Jahre 1957 die Kurzgeschichte The Gun entstand, in welcher Menschen ferne Planeten bereisen, war es dem Menschen erst vier Jahre später durch Juri Gagarin möglich überhaupt ins Weltall zu fliegen. Das Vermögen diese Aspekte in Geschichten bereits vor ihrer Existenz zu verarbeiten mag zum einen aus der Tatsache resultieren, dass sich gewisse technische Fortschritte, als auch politische und soziale Ereignisse bereits einige Zeit zuvor sozusagen ankündigen, Philip K. Dick aber formulierte diese Entwicklungsansätze in seinen Büchern und Shortstories aus und ermöglichte damit einen Blick in die Zukunft.Bis heute sind zwar noch nicht alle seiner, um es im Extremen und provokativ auszudrücken, Prophezeiungen eingetreten, aber es stellt sich natürlich die Frage, wie weit wir von so manchen Aspekten seiner Geschichten noch entfernt sind.
Zieht man den von uns verfassten Evolutionsverlauf, welchen Maschinen durch“leben“, heran, so lässt sich mutmaßen, dass die Menschheit am Rande einer radikalen Veränderung steht.
1.) Maschinen durchlaufen eine Evolution.
Evolutionsstufen der Maschinen auf der Basis von Philip K. Dicks Werken:

1. Schöpfung: Der Mensch erschafft die Maschine.
2. Nutzung und sozialer Rang: Der Mensch nutzt die Maschine als Werkzeug, Waffe. Die Maschine ist dem Menschen unterlegen.
3. Weiterentwicklung: Der Mensch hat das Verlangen die Maschine zu verbessern und strebt nach der „perfekten Maschine“, ohne dabei zu wissen, wie diese aussehen soll. Ebenso werden die Konsequenzen dieser Entwicklung nicht bedacht.
4. Koexistenz: Der Mensch sieht sich noch als über der Maschine stehend, jedoch hat die Maschine bereits dieselben praktischen Fähigkeiten, wie der Mensch. Die Maschine erkennt die Herrschaft des Menschen noch an, beginnt diese aber zu hinterfragen.
5. Emanzipation: Die Maschinen erkennen das Potential einer Gleichstellung mit dem Menschen und beginnen diese anzustreben.
6. Streben nach Unabhängigkeit: Aktiver Kampf gegen die Herrschaft des Menschen.
7. Machtübernahme: Die Maschinen versklaven die Menschheit.
8. Zeitalter der Maschinen: Aufbau einer Zivilisation und Kultur der Maschinen. [2]

Am Anfang des 21. Jahrhunderts stehen wir somit wohl vor der Stufe der Koexistenz. Allerdings besteht ebenfalls die Möglichkeit, dass wir uns, wider unser Wissen, bereits in dieser Stufe befinden.Diese Vermutung ist bei genauerer Betrachtung sicherlich beunruhigend. Gleichzeitig darf man die Entwicklung der technischen und maschinellen Welt nicht außer Acht lassen, welche heutzutage bereits enorme Ausmaße innerhalb des humanen Lebens angenommen haben.Banalitäten, wie die Abhängigkeit von Mobiltelefonen, Computern und anderen technischen Hilfsmitteln, die längst nicht mehr auf diese Funktion zu beschränken sind, sind unbestreitbar.Reichlich überspitzt gesagt ist es möglich einen Vergleich zwischen Religion bzw. religiösem Glauben und dem Bestehen der maschinellen Welt anzuführen. Anbei ist anzumerken, dass nun in keinster Weise eine Ansichtsschilderung über das Bestehen oder Nichtbestehen bestimmter Religionen bzw. deren Wahrheitsgehalt folgt, sondern lediglich ein Vergleich bezüglich des Glaubens an etwas.Es ist unbestreitbar, dass für die Mehrheit der Menschheit die Religion bzw. der Glaube an etwas Mächtigeres besteht. Äußerlich lässt sich dies durch heilige Schriften, Bauwerke und die Gemeinschaft erkennen. Trotzdem sind gewisse Aspekte der Religionen nicht greifbar, nicht 100% verifizierbar und vor allem nicht zur Gänze durchschaubar. So lässt sich sagen, dass der Glaube an ein zukünftiges Zeitalter der Maschinen durchaus nicht unmöglich ist. Obwohl dies momentan recht unmöglich erscheint und unseren Wissenshorizont, als auch unsere Vorstellungskraft übersteigt, stellt diese Variante der Zukunft eine durchaus mögliche dar. Im Vergleich übersteigen gewisse Inhalte der Religionen jedoch ebenfalls unsere kognitiven Fähigkeiten. So ist es der Menschheit möglich an eine übernatürliche Kraft, etwas nicht Greifbares, aber doch Allgegenwärtiges zu glauben. Hierbei zieht sich die Verbindung zu der Existenz der Maschinen. Diese sind real und visuell existent, jedoch im Bezug auf ihre Wirkung auf den Menschen womöglich unterschätzt. Die Macht, welche Maschinen bereits auf die Menschheit ausüben ist unbestreitbar und hierbei lässt sich eine zunehmende Abhängigkeit binnen der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte erkennen. Hinter der Existenz der Maschinen und der der Religionen steckt also gleichermaßen mehr als offensichtlich erkennbar. Folglich ist zu vermuten, dass die wahre Einwirkungskraft der Maschinen erst in der Zukunft gänzlich zum Vorschein kommen wird. Ob dies positiv oder negativ sein wird, ist momentan reine Spekulation, jedoch ist zu vermuten, dass das Zeitalter der Maschinen sich irgendwann offenbaren wird. Ob die Religionen diese Entwicklung ebenfalls vollziehen werden ist andererseits jedoch zu bezweifeln. Um sich schlussfolgernd auf die Geschichten von Philip K. Dick zu beziehen, ist ein gewisser Respekt vor dem „Zeitalter der Maschinen“ zu wahren, warten vielleicht vollkommen selbstständige Kampfmaschinen á la The Gun und Humanität simulierende Kindermädchen á la Nanny auf uns, welche die Menschheit in ferner Zukunft vielleicht sogar von diesem Planteten vertreiben werden. So bleibt nur mehr die Hoffnung, dass:
…it could actually happen someday, “but hopefully it will be avoided!”

[1]Arthur Byron Cover, Vertex, 1/ 6, February 1974, http://www.philipkdick.com/media_vertex.html, 03.06.2009.

[2] Thesenpapier Mensch – Maschine, Halilbasic, Dohr, Boschitz, Zwerger, Zelnhefer .

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