Sonntag, 28. Juni 2009

Kommunikation zwischen Mensch und Maschine - "Autofab"

Drei Männer, O'Neill, Morrison und Earl Perine warten auf eine "Ladung". Noch weiß der Leser nicht, worum es sich wirklich handelt. Die Männer sind nervös und reden über die anscheinend baldige Ankunft einer "Lieferung". Perine, einer der handelnden Charaktere in Philip K. Dicks 1955 erschienener Kurzgeschichte "Autofab" (Originaltitel: "Autofac"), versucht die Lage bald ein wenig zu beruhigen:
"'Sie ist eine Maschine', sagte Perine erregt. 'Sie ist tot - blind und taub.'" (Dick 1955: S. 340)
Die Maschine, ein fahrerloser Lastwagen, kommt bald an und liefert den Männern verschiedene Güter. Das primäre Ziel der drei Männer ist jedoch nicht das Erhalten der Waren, sondern die Herstellung einer Kommunikation zwischen den Menschen und den Maschinen - oder genauer gesagt: Der "Autofab".

Die Kurzgeschichte spielt in einer Art postapokalyptischen Welt. Immer wieder wird auf einen Krieg verwiesen, der in jüngster Vergangenheit sein Ende nahm. Vor dem Krieg wurden Maschinen geschaffen, die für die Menschen automatisch verschiedenste lebensnotwendige Güter beschaffen sollen. Sobald die Menschheit wieder in der Lage ist selbst für ihre Versorgung zu sorgen, sollten die Maschinen ihren Dienst einstellen.
Doch, obwohl der Krieg schon vorbei ist und der Mensch die Möglichkeit hätte selbst für sich zu sorgen, haben die Maschinen nicht aufgehört die Erde auf Suche nach Ressourcen und Gütern auszubeuten. Der Mensch lebt in dieser Geschichte neben der Maschine. Diese künstliche Intelligenz ist es die nun eine neue Ära eingeläutet hat. Die Suche nach Ressourcen geht weiter, jedoch suchen die Maschinen primär nach Gütern, die sie für wichtig erachten.
Niemand weiß genau, wieso die Maschinen nicht mehr auf ihren Schöpfer, den Menschen, hören. Vermutlich ist es ein Kommunikationsfehler zwischen Mensch und Maschine, der die Roboter dazu treibt weiterhin ihre Arbeit zu verrichten.

"'Das Institut für Angewandte Kybernetik', erklärte O'Neill, 'hatte das System völlig unter Kontrolle. Sei nun der Krieg Schuld daran oder die Störgeräusche in den Verbindungsleitungen, die alle Kenntnisse gelöscht haben, die uns fehlen. [...], so daß wir unsere Informationen den Fabriken jetzt nicht übermitteln können - die Nachricht, daß der Krieg vorbei ist und wir soweit sind, die Kontrolle über den Industriebetrieb wieder zu übernehmen.'" (Dick 1955: S. 345)

Hier wird eine Thematik angesprochen, die ansonsten eher subtil in den Geschichten PKDs behandelt wird: Das Problem der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine.
Niemand in der Short Story kann sich genau erklären, warum nun die Maschinen ihre eigenen Herren geworden sind und warum sie sich vom Menschen emanzipiert haben (an diesem Punkt sei auf das Thesenpapier unserer Gruppe bzw. unseren Blogeintrag vom 03.06.2009 verwiesen, in dem wir behaupten Maschinen verlaufen eine Evolution).

Philip K. Dick liefert in dieser Kurzgeschichte abermals eine relativ skeptische Vision der Zukunft ab. Denn auch wenn der Mensch die "Autofab" kurzzeitig zu besiegen scheint und immer wieder ein wenig Hoffnung auftaucht er könne sich wieder seine alte Machtposition zurückerobern, erweist sich die Maschine als höher entwickelte "Lebensform" als der Mensch. Denn nachdem die Fabrik gegen Ende der Geschichte besiegt bzw. zerstört scheint, folgt einer der typischen PKD-Twists: Die Maschinen bauen die zerstörte Fabrik im Untergrund im kleinen nach. (Der selbstständige Wiederaufbau der Maschine erinnert an PKDs Kurzgeschichte "The Gun").
"'Tja', sagte O'Neill nachdenklich, 'jetzt sind wir wieder da, wo wir angefangen haben.'" (Dick 1955: S. 371).


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Quellen:

Dick, Philip K: Der unmögliche Planet - Stories. München 2002, S. 339-372

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